Beitrag der Bergischen Landeszeitung über GourmetPool

Beitrag der Bergischen Landeszeitung über GourmetPool

Der eigene
Geschmack entscheidet.

GourmetPool aus Lindlar bittet Mitarbeiter
und Gäste regelmäßig zu Weinproben.

Bei einem Glas Wein im Kreis der Kollegen die Arbeitswoche ausklingen lassen, damit fing es an. Petra und Andreas Jansen von der Lindlarer Agentur Sugarpool sind einen Schritt weiter gegangen.

Sie laden jeden Freitagnachmittag Mitarbeiter und befreundete Weinliebhaber zu einer Weinprobe ein. Genauer gesagt, zu einer Blindverkostung. Die Flasche, aus der eingeschenkt wird, steckt bis zum Hals in einem schwarzen Säckchen, keiner weiß also, welchen Wein er gerade probiert.

Nicht der Name des Winzers oder eine bekannte Lage, nur der Geschmack soll entscheiden. Was als gemütlichlicher Wochenausklang vor knapp drei Jahren begann, hat sich zu einem neuen Geschäftsmodell entwickelt. „Gourmet-Pool“ heißt das Ende 2019 gegründete Lindlarer Unternehmen, das leckere Weine zu einem günstigen Preis verspricht.

Zwei Frauen und sechs Männer sind an diesem Freitag im Besprechungsraum der Lindlarer Agentur versammelt, jeder sitzt an einem Schreibtisch, mit genügend Abstand zu den Nachbarn. Vor sich ein leeres Glas und ein kleines Schiefertäfelchen.

Dazu Baguette und ein paar Häppchen zum Neutralisieren des Geschmacks. Der erste Wein kommt auf den Tisch. Leonard Baum, der als gelernter Winzer, Sommelier und einziger Weinprofi im Kreis die Proben begleitet, schenkt einen Finger hoch ein. Der erste Blick: Hat der Wein eine schöne Farbe? Das Glas kräftig schwenken, damit der Wein Luft bekommt.

Wieder beobachten – wie läuft der Wein an der Innenwand herunter? Bildet er Schlieren? Jetzt ist die Nase am Zug. Tief schnuppern, wie ein Hund. Dann im Mund den ersten Schluck hin- und hergehenlassen, bevorerdieKehleherunterrinnt.

Die Teilnehmer diskutieren ihre Eindrücke, zum Teil durchaus kontrovers, bevor jeder auf seinem Täfelchen eine Note zwischen 1 und 10 vergibt. 10 steht für einen Spitzenwein, 1 heißt ungenießbar. Jetzt kommt der zweite Teil der Probe.

Denn das Ziel ist nicht nur, die leckersten Tropfen zu bestimmen, sondern den Wein mit dem besten Preis-Leistungs- Verhältnis.„Was wärst Du bereit, für diesen Wein auszugeben?“ So lautet die Frage, die jeder offen beantwortet. Das wird der tatsächliche Preis bekannt gegeben, und jeder notiert eine zweite Note. Ist der Wein günstiger als in der eigenen Einschätzung, steigt die Wertung – und umgekehrt.

Andreas Jansen protokolliert alle Noten in einer Datenbank. So geht es weiter, insgesamt acht Weine, alle aus der gleichen Rebsorte, sind an diesem Nachmittag im Rennen. Am Ende steht der Sieger fest – ein Wein, der allen gut geschmeckt hat und der preislich im Mittelfeld liegt. Jetzt, zum Schluss der Weinprobe, werden die Flaschen aus den Säckchen gehoben.

Nicht ein namhaftes Weingut, sondern ein kleiner, völlig unbekannter Winzer hat gewonnen. Eine Erfahrung, die Andreas Jansen schon häufiger gemacht hat, und die mit beitrug, einen eigenen Weinhandel aufzuziehen.

„Wir haben festgestellt, dass Weine, die hoch bewertet wurden, im Vergleich eher mittelmäßig abschneiden.“ Viele Weingenießer ließen sich offensichtlich von großen Namen oder hohen Punktzahlen, wie sie etwa der Weinkritiker Robert Parker vergibt, blenden. Wer bei Gourmet-Pool einen Wein kauft, der erfährt zwar Rebsorte, Jahrgang und Anbaugebiet, der Name des Winzers bleibt hingegen Firmengeheimnis.

So will man vermeiden, dass die Preise anziehen . Aktuell hat Gourmet-Pool acht Weiß- und Rotweine im Angebot, vor allem aus Rheinhessen, aber auch von der Mosel und aus Italien. Das Angebot soll stetig wachsen. Aber erst, wenn es ein Wein bei drei Blindverkostungen auf den ersten Platz geschafft habe, werde er aufgenommen, versprechen die Inhaber.

Die Lindlarer Weinhändler zielen in erster Linie nicht auf private Weinliebhaber, sondern auf Gastronomen aus der Region. Einige Restaurants habe man bereits überzeugen können, ihre Weine aufzunehmen, berichten Andreas Jansen und Leonard Baum.

Die Gastwirte bekommen zudem die Möglichkeit, ihrerseits als Händler aufzutreten und den Gourmet-Pool-Wein an ihre Kunden weiter zu verkaufen.

 

Stefan Corssen